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"Musikwissenschaft" ...was ist das?

"Musikwissenschaft" ...was ist das eigentlich?

Ein Beitrag von Sabrina Rosenmayer

Vielleicht hast Du ja schon einmal etwas von „Musikwissenschaft“ gehört oder von jemandem, der/die „Musikwissenschaftler/in“ ist. Oder vielleicht ist Dir auch der englische Begriff „musicology“ schon öfter untergekommen. Aber was ist das genau, Musikwissenschaft?
Und was macht man damit eigentlich so? Wenn Du mehr über das Thema erfahren möchtest, dann bist Du hier genau richtig!

Musikwissenschaft…?

First of all: In der Musikwissenschaft geht es nur zu einem sehr kleinen Teil um die eigene Musikpraxis. So gut wie gar nicht, um genau zu sein. Trotzdem ist Musikwissenschaft ein richtig spannendes Fach! Aber gut, was lernt man denn nun so in der Musikwissenschaft, wenn nicht Musikpraxis? Diese Frage ist gleichermaßen einfach wie auch schwierig zu beantworten.

 

Musikwissenschaft beschäftigt sich im Prinzip mit allem, was mit Musik und Schall zu tun hat. Es gibt eigentlich keine akustischen Phänomene, die man nicht mithilfe der Musikwissenschaft erklären kann – zumindest in deren Grundzügen. Dem eigenen Interesse und der „Kreativität“ in Bezug auf musikwissenschaftliche Themen sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Wenn wir uns nun genauer ansehen, was Musikwissenschaft wirklich alles beinhält, wird es schon etwas schwieriger einen Überblick zu behalten.

 

Das Fach Musikwissenschaft ist um 1900 entstanden und ist somit eine recht junge, wissenschaftliche Disziplin, die u.a. Ansätze aus der Kultur-, Sozial- und Naturwissenschaft heranzieht. Eine spannende Mischung also. Im Laufe der Zeit haben sich dabei drei große Teilgebiete der Musikwissenschaft herausgebildet, die wir uns nun kurz etwas näher ansehen werden.

Historische Musikwissenschaft
Die wohl „bekannteste“ Disziplin in der Musikwissenschaft ist die „Historische Musikwissenschaft“. Hier geht es – wie der Name schon erahnen lässt – um die Geschichte der Musik von der „Antike“ bis in die Gegenwart. Neben Notenkunde, Notenanalyse und Erforschung sonstiger alter, musikalischer Quellen (Musikphilologie) beschäftigen sich historische Musikwissenschaftler/innen auch mit Biografien von Musiker/innen und Komponist/innen, Aufführungspraxis und definieren Fachbegriffe, die bei der Verständigung über Musik helfen sollen. Auch Musikinterpretation ist in der Historischen Musikwissenschaft sehr wichtig, da hier erforscht wird, wie musikalische Werke sowohl sprachlich (Notenaufzeichnung) als auch performativ (Auführung, z.B. im Konzert) zu betrachten sind. Im Rahmen dieses Teilgebiets wird viel mit Aufzeichnungen, Noten, Geschichtsbüchern und Überlieferungen gearbeitet, weshalb es wichtig ist, sich (zumindest ein Wenig) mit Notenschrift auszukennen und sich für Geschichte – auch abseits der Musik – zu begeistern.

Systematische Musikwissenschaft
Die „Systematische Musikwissenschaft“ ist die zweite große Teildisziplin der Musikwissenschaft. Hier geht es besonders um die naturwissenschaftlichen Aspekte von Musik und Schall. Diese Teildisziplin hat es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst allgemeine bzw. allgemein-gültige Aussagen über Musik treffen zu können. Es geht um musikalische Phänomene, die meist (in Zahlen) gemessen werden können. Beispielsweise beschäftigen sich „Systematiker/innen“ mit Musikphysiologie und wie Musik vom Körper produziert (Stimmphysiologie) oder aufgenommen (Gehörphysiologie) wird. Auch Musikpsychologie ist ein Teil der Systematischen Musikwissenschaft und deren Ergebnisse helfen u.a. bei der Weiterentwicklung der Musiktherapie. Neben weiteren Gebieten wie der Musikphilosophie und der Musiksoziologie stellt die Musikalische Akustik einen wichtigen Teil der Systematischen Musikwissenschaft dar. Hier beschäftigt man sich insbesondere mit physikalischen Grundlagen von Schall und wie Raumakustik für verschiedene (musikalische) Funktionen angepasst werden kann (z.B. welche Eigenschaften ein Konzertsaal haben muss, damit die Musik besonders gut klingt).

Ethnomusikologie (oder auch „Musikethnologie“)
Das letzte große Teilgebiet der Musikwissenschaft ist die Ethnomusikologie. In diesem Teilgebiet beschäftigen sich Musikwissenschaftler/innen vor allem mit europäischer Volksmusik (Volksmusik wird nämlich z.B. in der Historischen Musikwissenschaft nicht allzu sehr beachtet) und außereuropäischer Musik, z.B. Musik aus Afrika oder Asien. In der Ethnomusikologie wird viel mithilfe von Feldforschung erforscht, das heißt, dass viel beobachtet wird. Es geht oftmals auch darum, wie Musik im Alltag verwendet wird. Ebenso interessieren sich Ethnomusikolog/innen für Instrumente aus der ganzen Welt und wie diese funktionieren. Das Erforschen anderer Kulturen und deren Musik stellt einen besonders wichtigen Teil der Ethnomusikologie dar. Auch Rock- und Popmusik samt Untergruppen werden hier behandelt. „Populäre Musik“ ist ein mittlerweile großer Teil der Musikwissenschaft, der zu Beginn eher im Rahmen der Ethnomusikologie behandelt wurde („Alltagsmusik“). Mittlerweile ist die Popularmusikforschung ein weitgehend eigenständiges Teilgebiet, ist aber oft noch im Rahmen anderer Teilgebiete zu finden.

Und was tut man mit Musikwissenschaft?
Das ist allerdings eine sehr gute Frage, denn die Möglichkeiten, Musikwissenschaft im Berufsleben anzuwenden, kennen nur wenige Grenzen. Da sich das Fach mit allen möglichen Ausprägungen von Musik (außer der musikpraktischen Ausbildung) beschäftigt und sich die Teilgebiete recht stark unterscheiden, ist es möglich, sich damit viele verschiedene Qualifikationen anzueignen. Naheliegend ist es natürlich, weiter auf den Gebieten der Musikwissenschaft zu forschen – je nach dem, auf was man sich genau spezialisieren möchte – oder auch eine ganz andere Beschäftigung anzustreben. Viele Musikwissenschaftler/innen sind in der Bildung (z.B. als Lehrende/r), in der Kulturverwaltung oder im Bibliotheks- bzw. Museumswesen aktiv, arbeiten im Kulturmanagement oder auch im Journalismus. Weiters ist es auch möglich – je nach Interesse und Weiterbildungen – ganz andere Berufswege einzuschlagen, z.B. Sachverständige/r für musikurheberrechtliche Fragen zu werden (wenn man sich beispielweise sehr gut mit musikalischer Analyse auskennt).

 

Was man mit Musikwissenschaft tut, bleibt einem selbst und den eigenen Interessen überlassen, denn grundsätzlich ist jede Beschäftigung, von der Musik ein Teil ist, auch eine musikwissenschaftliche Beschäftigung (im weitesten Sinne).

 

Musikwissenschaft ist jedenfalls ein netter Ausgleich zum praktischen Musizieren. Es gibt viel zu Lernen und zu Entdecken und auch die ein oder andere Überraschung über das Lieblingsthema „Musik“ ist manchmal dabei.

Mehr zum Thema…
Um sich mit einzelnen Themen aus der Musikwissenschaft zu beschäftigen ist es nicht unbedingt notwendig, gleich ein Studium auf diesem Gebiet zu beginnen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich mit musikwissenschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Eine große Bandbreite an musikwissenschaftlichen Themen wird zum Beispiel am Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien angeboten. Vorlesungen (VO) können dort bei Interesse und ohne Anmeldung jederzeit besucht werden.

 

Ein Angebot über die aktuellen musikwissenschaftlichen Vorlesungen der Universität Wien ist hier zu finden: u:find

Ein ausführlicher (und guter!) Überblick über das Fach findet sich übrigens auf Wikipedia für alle, die noch mehr erfahren wollen: Wikipedia

 

 

Viel Spaß beim musikwissenschaftlichen Entdecken!

Sabrina hat Musikwissenschaft an der Universität Wien studiert und bringt große Begeisterung für Kunst und Kultur mit. In ihrer Freizeit spielt sie Gitarre, Bass und Guitarlele. Außerdem studiert sie gerade noch Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. In den licht&rauch studios ist sie die helfende Hand für Social Media & Organisatorisches.